7. Abschlussfeier 2022
Knoten lösen, loslassen und aufbrechen
Sandra Begré, Praxisverantwortliche in der Ausbildung, hat eine «Affenfaust» in der Hand. Es ist ein geknotetes Seil. Der Knoten ist fest und hält. Ein Knoten, der einen nicht im Stich lässt. Und dann nimmt sie den «Panikknoten» in die Hand. Phantastisch: Er hält, wenn er halten soll, man kann sich selbst hineinhängen. Und mit einem geschickten Zug löst er sich auf, und man hat das Seil ungeknotet in der Hand. Fredy Zaug und Viktor Pantiouchenko untermalen mit Musik aus der Ukraine, Russland und Belarus die Knotengedanken – mal wehmütig seufzend, mal erleichtert und voller Lebensfreude.
Und die Knoten im Kopf? Gedanken, die sich verheddert haben, kein Ausweg sichtbar. Welches Ziel habe ich vor Augen? Manchmal hilft nur loslassen, sich dem Ungewissen anvertrauen. Philippe Kneubühler, Departementschef des Bereichs Katechetik, erzählt eine «Knotengeschichte». Ein Mann kommt zum Pfarrer und seufzt über sein Versagen Gott gegenüber. Der Pfarrer gibt ihm einen heilsamen Gedanken mit auf den Weg. Die Knoten, das Heillose, verkürzen die Verbindung zu Gott, auch wenn es manchmal nicht danach auszusehen scheint.
Die Katechetinnen selber führen einen der härtesten Knoten der letzten beiden Jahre direkt auf: Den Online-Unterricht wegen Corona. Hinter Bilderrahmen sitzen sie und lassen so die Erinnerung an die Online-Kacheln aufleben. Mit Esprit und Charme setzen sie die Herausforderung in Szene, ohne physischen Kontakt zu sein. Lernen ohne Ausbildungsgruppe, daheim am Computer, mit den Kindern, die die Unterstützung ihrer studierenden Mamas auch dringend brauchen, ist oft zermürbend. Dabei die Motivation und den informellen Austausch mit der Gruppe nicht gänzlich zu verlieren, gehört neben vielem anderen zu den grossen Leistungen dieses Jahrgangs.
Rahel Voirol nimmt als Ausbildungsleiterin das Bild nochmals auf. Ein gut geknüpfter Knoten – so ist das Rüstzeug für das religionspädagogische Handeln, in das die Katechetinnen jetzt selbstverantwortlich eintauchen werden. Er ist als Ausgangspunkt zentral, denn der Alltag mit Kindern und Jugendlichen wird viele Knoten bereithalten, die nach dem aktiven Handeln der Religionspädagoginnen, die die Katechetinnen sind, rufen.